10 Jahre zurückgeblickt

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Vor 2 Monaten wurden in einem Social Media Posting von uns die Intercitywagen der SRI erwähnt. Im September haben wir das Jubiläum 15 Jahre SRI gefeiert, Anlass im zu Ende gehenden Jahr 2025 die Geschichte der SRI heute nochmal um 10 Jahre zurück zu spulen:

Bereits 2015 hat die SRI den Markt im schnellen Intercityverkehr erkannt. Und ist lange vor Flixtrain & Co ein großes Wagnis eingegangen, ein neues, innovatives Produkt auf die Schiene zu stellen: Einen täglich verkehrenden, vollmodernisierten Intercity für die Strecke Berlin-Stuttgart mit 200kmh. Ausgestattet mit Klimaanlage, Wifi, Fahrradmitnahme und großzügigen Kinderabteil, Kiosk und komfortablen Abteilen und Großraum mit hochwertigen Ledersitzen.

Weil derartige Wagen nicht am Markt verfügbar waren, und die DB zu dem Zeitpunkt alle klimatisierten Wagen zurückgehalten hat, wurden gebrauchte Wagen übernommen und umfassend saniert. Diese stammten aus den 70er Jahren, und wurden Ende der 90er bereits mit einer Modernisierung von der DB an die holländische Staatsbahn verkauft.

Von 2008 bis 2015 standen diese Wagen arbeitslos und wurden an die schwedische Fa.Hectorrail verkauft. Von dort erwarb die SRI neun Wagen und überführte sie vom einen Ende Europas ans das andere, nach Bukarest. Bei der Firma Grivita wurde die umfangreiche Sanierung in vorbildlicher Qualitätsarbeit für einen mittleren siebenstelligen Betrag durchgeführt.

Mit neuen Fenstern und Bremsen, Klimaanlagen, WLAN, Steckdosen, komplett neuer Elektrik und Innenausstattung und frischer Lackierung wurden die Wagen fit für den Einsatz bei Locomore ab 2016, Leo Express ab 2017 und Flixtrain gemacht: modern, zuverlässig und komfortabel. Zu diesem Zeitpunkt war Wifi und Fahrradmitnahme im Fernverkehr der DB noch nicht üblich.

Aufgrund von Covid und der panischen Politik gepaart mit Restriktionen, Verboten und Unsicherheiten erfolgte die Einstellung des Betriebes im Frühjahr 2020. Die seit 2017 für die Vermarktung verantwortlich zeichnende Flixtrain wurde im Hinblick auf eine erneute Betriebsaufnahme im Sommer 2020 nicht mehr einig mit der wirtschaftlich stark angeschlagenen Leo Express. Sodass der zweite Mieter des Zuges innerhalb von zwei Jahren Insolvenz angemeldet hat, und den Zug mit großem Instandhaltungsrückstau Ende 2020 zurückgegeben hat.

Die SRI hat 2020 und 2021 sechsstellige Beträge ausgegeben, den Zug wieder in vermietungsfähigen Zustand zu bekommen. Covid-bedingt bzw. aufgrund der großen Einschränkungen und Restriktionen waren dem hochwertigen Zug in den Jahren 2021 und 2022 nur wenige Wochen Einsatz gegönnt, was der SRI große finanzielle Einbußen bescherte. Erst nach einem langjährigen Rechtsstreit ist es 2024 gelungen, mittels einem Vergleich gerichtlichen Schadensersatz vom vormaligen Mieter zu erhalten.

Nachdem der orangene Zug im Sommer 2022 für drei Monate als non-stop Express zwischen München und Nürnberg als Entlastung während des 9EUR Tickets im Auftrag der BEG und DB Regio eingesetzt wurde, folgten Charterfahrten unter Regie der Euroexpress und eine Übergabe an Snalltaget für den Einsatz in Schweden.

Die SRI hat zur Marktöffnung im Fernverkehr auf der Schiene maßgeblich beigetragen, und war die berühmte Nasenlänge voraus. Aufgrund der Konzentration der schlechten kommerziellen Erfahrungen und der Marktkonzentration auf Flixtrain entschied die SRI im Jahr 2023, dem Kaufinteresse der schwedischen Snalltaget stattzugeben.

Wir sind überzeugt, der Wettbewerb im Fernverkehr hat Zukunft, wenn die Voraussetzungen dazu stimmen. Das ist in Deutschland im Vergleich zum Jahr 2015 leider nicht mehr der Fall. Vor allem wegen dem desolaten Schienennetz, und den falschen politischen Weichenstellungen.

Vor allem Trassen- und Energiepreise bestimmen einen Großteil der Kosten, beide Kosten haben sich innerhalb von 10 Jahren verdoppelt. Anstatt die Entwicklung zu flankieren wurden falsche Entscheidungen getroffen, wird der Trassenpreis doch vor allem durch die Eigenkapitalerhöhung der DB Infra Go getrieben, letztlich um die damalige Schuldenbremse zu umgehen. Zudem wurde mit dem 4. Eisenbahnpaket der EU die Möglichkeit zu Innovation und Modernisierung von  gebrauchten Schienenfahrzeugen stark eingeschränkt. Die Folge ist, Anbieter mit Erfahrung und Bereitschaft Wagnis einzugehen, ziehen sich aus dem Markt wieder zurück.

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